Sehnsucht des nach dem starken Mann Magath[/size]
Nach dem 0:1 bei Hertha werden die Rufe in Hamburg lauter, die Felix Magath als Vereinschef fordern. Der scheint zumindest nicht abgeneigt. Kommt er, wird es ungemütlich für so manchen Funktionär.
Von Lars Wallrodt
Erst schlug es 50, dann 13 für den Hamburger SV. Um 17 Uhr am Samstag sprang im Stadion die Uhr, die die Bundesliga-Zugehörigkeit des Traditionsvereins anzeigt, auf 50 Jahre um; als einziger Klub war der durchgehend in der höchsten deutschen Spielklasse vertreten. Gut drei Stunden später war die Lust aufs Feiern auf ein Minimum gesunken, und schuld daran war – wieder einmal – die eigene Mannschaft.
0:1 (0:0) verlor das Team von Trainer Thorsten Fink beim Aufsteiger Hertha BSC. Und die Hilflosigkeit der Hanseaten gegen keineswegs brillante Berliner lässt ernsthafte Zweifel daran aufkommen, dass die Uhr im kommenden Jahr auf 51 Jahre umspringen wird.
Nun mag es deutlich verfrüht sein, nach dem dritten Spieltag in Depressionen zu verfallen. Es sei denn, die Ergebnisse bestätigen auf frappierende Weise eine Entwicklung, die schon seit längerer Zeit abwärts führt. Eine Entwicklung, die nicht auf einer vorübergehenden Leistungsdelle basiert, sondern deren Ursachen tiefer sitzen. Beim scheint dies der Fall zu sein.
In Hamburg wird viel und oft über mangelhafte Strukturen gesprochen; der gehört zu den wenigen Klubs, bei denen die Profiabteilung nicht ausgegliedert ist. Ob dies die Ursache für die Missstände ist, weiß niemand. Es drängt sich jedoch der Verdacht auf, dass vor allem die Schlüsselpositionen im Klub nicht optimal besetzt sind. Als Vorstandsvorsitzender fungiert in Carl-Edgar Jarchow ein Mann, der aus der Politik kommt und nicht aus dem Fußball.
Es fehlt an Kompetenz auf den Schlüsselpositionen
Über ihm thront ein mit elf Mitgliedern aufgeblähter Aufsichtsrat, der intern zerstritten ist und in dem sich ebenfalls niemand findet, der sich im Profifußball Meriten verdient t. Gewählt wird der Aufsichtsrat auf der Mitgliederversammlung. Wer dort eine launige Rede hält oder sein altes
-Trikot aus den goldenen 80er-Jahren präsentiert,
t oft bessere Chancen, gewählt zu werden als jemand mit Kompetenz.
Auch am Trainer wachsen die Zweifel. Thorsten Fink ist seit bald zwei Jahren in Hamburg und wird zunehmend kritisch beäugt. Dass ihm zwei Profis auf der Nase herumtanzten, als sie in den zwei freien Tagen nach dem 1:5 gegen Hoffenheim lieber nach Mallorca flogenstatt wie gefordert in sich zu gehen, wird gegen Fink ausgelegt. Zumal ihm langsam die pädagogischen Mittel ausgehen: Nach dem 0:4 im Benefizspiel gegen Dynamo Dresden ordnete er Straftraining an, nach dem Debakel gegen Hoffenheim gab er frei. Nun versucht er es mit Streicheleinheiten.
Nach der Niederlage gegen Hertha tte Fink jedenfalls "ein kämpferisch sehr
es Spiel" von seiner Mannschaft gesehen, die ein Remis verdient gehabt hätte. "Wir schauen positiv nach vorn", sagte der Trainer, der einen anderen Faktor als Schwächung ausgemacht
tte. "Die Negativpresse"
be der Mannschaft nicht
getan, gab er zu Protokoll, das sei schade: "Ich denke, wir sind ein toller Klub. Die Leute außen rum sollten ein bisschen ruhiger sein."
Fink versucht es mit Streicheleinheiten
Diese Leute sind aber nicht ruhig, den Gefallen tun sie Fink nicht. Allen voran Milliardär Klaus-Michael Kühne nicht, der den Verein in der vergangenen Woche in einem Interview mit dem "Hamburger Abendblatt" auseinanderpflückte wie ein lbes Hähnchen. Von Fink sei er "maßlos enttäuscht", Sportdirektor Oliver Kreuzer sei "nur ein Drittligamanager", und ändern müsse sich beim
einfach "alles".
Wohlgemerkt: Kühne t keine offizielle Funktion im Klub, und doch sind seine Worte gewichtig. Der Reeder
t dem klammen Verein mit seinem Geld schon oft aus der Patsche geholfen. Acht Millionen Euro gab er unter anderem, um nach dem Fehlstart in der vergangenen Saison den Transfer von Rafael van der Vaart zu realisieren. Dass Kühne nun mitreden will, darf also niemanden wundern. Die Geister, die ich rief…
Nun fordert Kühne einen Mann, nach dem die Sehnsucht in Hamburg im gleichen Maße wächst, in dem der Klub in die Tabellenniederungen absteigt: Felix Magath. Der 60-Jährige ist derzeit arbeitslos und t große Sympathien für den
, für den er 306 Bundesligaspiele absolvierte und drei Meistertitel gewann und den er von 1995 bis 1997 trainierte. Auch er sehe "keine klare Struktur" im Klub, sagte Magath dem "Hamburger Abendblatt": "Meiner Meinung nach muss sich der ganze Verein neu aufstellen. Es muss sich etwas Grundlegendes ändern. Was und wie, ist aber nicht mein Thema."
[size=150]Milliardär Kühne macht Druck
Wirklich nicht? Nach "Welt"-Informationen soll Felix Magath durchaus darüber nachdenken, einen Posten beim anzutreten. Wenn, dann allerdings nicht auf Trainer- oder Managerebene, sondern ganz oben. Dafür allerdings müsste zunächst Vorstandschef Jarchow seinen Posten räumen – und Magath müsste um eine Mehrheit im Aufsichtsrat kämpfen.
Dort allerdings ist er scheinbar nicht besonders wohl gelitten. Dem Vernehmen nach war er neben Oliver Kreuzer und Andreas Rettig ebenfalls als Sportdirektor im Gespräch. Der Aufsichtsrat soll es allerdings nicht für nötig erachtet ben, ihn Magath zu einem Gespräch einzuladen.
Quelle: welt.de