VfL Wolfsburg vs. Hamburger SV 2:4
Blitzstart-HSV überrollt Meister Wolfsburg
23. August 2009, 17:31 Uhr
Mit einer beeindruckenden Leistung hat der Hamburger SV einen 4:2-Sieg beim VfL Wolfsburg gefeiert und steht nun auf Platz 2.
Wolfsburg
Dieser HSV ist in echter Frühform! In einem hochklassigen Bundesliga-Spiel schlägt der Hamburger SV Meister VfL Wolfsburg mit 4:2. Bereits nach sieben Minuten hatten die Hamburger durch Tore von Paolo Guerrero und Eljero Elia mit 2:0 in Führung gelegen, verpassten es danach aber frühzeitig für die Entscheidung zu sorgen. In der zweiten Hälfte kamen die Wolfsburger nach zwei frühen Treffern zurück in die Partie, ehe Mladen Petric und Romeo Castelen für den Hamburger Auswärtssieg sorgten. Für die Wolfsburger war es die erste Heimniederlage nach fast eineinhalb Jahren.
Trainer Bruno Labbadia musste in Wolfsburg zunächst auf zwei Kräfte verzichten. Marcell Jansen laboriert weiter an einem Kapseleinriss im Knie, Guy Demel fiel mit einer Fußprellung aus dem Guingamp-Spiel aus. Zurück in die Startelf kehrte Torhüter Frank Rost und Verteidiger David Rozhenal feierte sein Startelf-Debüt für den Hamburger SV.
Der neue Blitzstart-HSV! Wie schon gegen Freiburg, Dortmund und Guingamp schaltete der HSV zu Beginn gleich den Turbo ein. Zum Saisonstart brachte Pitroipa den HSV in der dritten Minute in Front, vor einer Woche hatte Guy Demel nach 180 Sekunden die Führung erzielt – und diese Woche? Die dritte Minute: Zé Roberto hatte David Jarolim auf die Reise geschickt. Dessen Flanke ließ Mladen Petric geschickt für Paolo Guerrero durch – 1:0! Der Peruaner traf zunächst den Pfosten, doch der Ball prallte von Wolfsburg-Keeper Benaglio ins Tor. Wahnsinn! Unter Bruno Labbadia schaltet der HSV diese Saison gleich den Turbo ein.
Und es ging weiter mit Vollgas-Fußball á la HSV: David Jarolim hatte Mladen Petric mit einem Steilpass bedient, Schiedsrichter Knut Kircher ließ trotz knappem Abseits weiterspielen. Den anschließenden Schuss von Petric konnte der starke Diego Benaglio nur abklatschen lassen und Neuzugang Eljero Elia tankte sich durch und drückte den Ball über die Linie. Das 2:0 nach nur sieben Minuten. In der Vorsaison hatten die Hamburger in Wolfsburg noch eine 0:3-Klatsche kassiert, diesmal wirbelten zu Beginn nur die in rot gekleideten Gäste. In der 16. Minute hätte Paolo Guerrero bereits das 3:0 machen müssen. Nach einem Katastrophen-Pass von Jan Simunek sprintete Guerrero in den Ball und umkurvte Benaglio, doch der Schweizer bekam am Boden liegend noch die Finger an den Ball. Das Duell Guerrero gegen Benaglio. Es fand seine Fortsetzung: Petric verlängerte zunächst einen langen Ball per Kopf auf Guerrero, der sich geschickt von Andrea Barzagli löste und allein auf Benaglio zulief. Doch wieder behielt der Schweizer Torhüter mit einem Weltklasse-Reflex die Oberhand (23.).
Von Meister VfL Wolfsburg war in der Anfangsphase fast nichts zu sehen. Die Viererkette der Niedersachsen wirkte völlig indisponiert und ließ Trainer Armin Veh verzweifeln. Der reagierte bereits nach 38 Minuten und brachte für den Innenverteidiger Jan Simunek Alexander Madlung in die Partie. Die einzige Wolfsburger Chance der ersten Halbzeit hatte Christian Gentner. Nach einem Misimovic-Freistoß kam Gentner zum Schuss, doch sein Versuch verfehlte das HSV-Tor knapp. Anders die Hamburger Gäste: Zé Roberto mit einem Distanzschuss (12.) und Piotr Trochowski (40.) mit einem Heber auf die Latte hätten bereits vor der Pause für die Entscheidung sorgen können. Nach zwei starken Auftritten der Wolfsburger bot der Meister in der ersten Hälfte eine erschreckende Leistung und wirkte defensiv völlig verunsichert. Der HSV glänzte indes nach den 4:1- (Dortmund) und 5:1-Siegen (Guingamp) in der vergangenen Woche auch diesmal mit tollem Offensiv-Fußball.
Zum zweiten Durchgang reagierte Armin Veh erneut und brachte für den schwachen Karim Ziani den Nigerianer Obafemi Martins. Das zahlte sich aus! Wolfsburg wirkte ab der 50. Minute wie ausgewechselt. Zunächst hatte Gentner im Strafraum auf Dzeko durchgesteckt, doch Frank Rost passte auf und verhinderte den Anschluss. Machtlos war der HSV-Keeper indes in der 52. Minute. Grafite und Schäfer spielten auf der linken Seite temporeich zusammen und Zvejzdan Misimovic verwerte die anschließende Flanke in der Mitte mit dem Fuß zum 1:2-Anschlusstreffer. Drei Minuten später rettete erneut Rost die HSV-Führung mit einer Glanzparade nach einem Eckball. Doch wieder eine Minute später war der 36-jährige Oldie chancenlos. Eine Ecke köpfte der eingewechselte Obafemi Martins völlig freistehend zum 2:2 ein.
Nach einer chancenlosen ersten Hälfte hatten die Wolfsburger im zweiten Durchgang plötzlich ihre Spielstärke zurückgefunden. Die zuvor so ballsicheren Hamburger verloren die Spielkontrolle und wurden in die eigene Hälfte gedrängt. Wolfsburg-Trainer Armin Veh schien in der Kabinenansprache die richtigen Worte gefunden zu haben. Körpersprache, Spieltempo und Engagement waren plötzlich da.
Der HSV – zwischenzeitlich abgemeldet. Doch für den nötigen Weckruf sorgte Wirbelwind Eljero Elia, der schon in der ersten Hälfte wieder zu Hamburgs Besten gehörte. Mit einem Tunnel gegen Sascha Riether an der Strafraumgrenze bediente er Guerrero, doch wieder scheitert der Peruaner am glänzenden Benaglio (66.). Danach war der HSV wieder am Drücker. Und wie! Eljero Elia legte diesmal für Zé Roberto auf. Der abgefälschte Schuss prallt von der Latte zurück zu Zé Roberto, der mit einem Fallrückzieher das 3:2 verpasst. Nur eine Minute später war es wieder Zé Roberto, der mit einem Hammer Benaglio ins Schwitzen brachte, doch der Schweizer Nationaltorwart bewies erneut seine Klasse und parierte.
In der 68. Minute durften die mitgereisten Hamburger Fans einen neuen, alten Spieler begrüßen. Nach über einem Jahr Pause feierte Romeo Castelen sein Comeback in der Fußball-Bundesliga (kam für Trochowski). Der HSV hatte zurück ins Spiel der ersten Hälfte gefunden und drückte auf den erneuten Führungstreffer. In der 75. Minute marschierte Dennis Aogo die linke Außenbahn entlang und flankte mustergültig auf Mladen Petric, der mit einer Volleyabnahme für das 3:2 sorgte. Was für ein Spiel! Nach einer Berg- und Talfahrt kombinierte sich die Labbadia-Elf zurück ins Spiel und führte verdient.
Eine Minute später musste Paolo Guerrero angeschlagen ausgewechselt werden. Für ihn kam Schweden-Bomber Marcus Berg in die Partie. Für das Comeback des Jahres hätte Romeo Castelen bereits in der 79. Minute sorgen können. Nach einer Flanke von David Jarolim köpfte der Niederländer nur knapp über das Wolfsburger Tor. Der andere Joker, Marcus Berg, verpasste die Vorentscheidung in der 87. Minute, als Diego Benaglio ihm den Ball am Strafraumeck vom Fuß schnappte. Den Sack zu machte dann doch ausgerechnet Romeo Castelen. Fast eineinhalb Jahre pausierte der ehemalige Nationalspieler, jetzt ist er zurück. Und wie: Toller Sololauf auf der rechten Außenbahn, Castelen zog nach innen und traf aus spitzem Winkel zum 4:2 (90.). (nk)
Quelle: Hamburger Abendblatt