
Labbadia – "Wir brauchen jetzt Patriotismus"
(0) Von Matthias Linnenbrügger und Sven Flohr 11. Oktober 2009, 12:40 Uhr
Im Spitzenspiel der Bundesliga am nächsten Samstag trifft
-Trainer Bruno Labbadia (43) auf seinen alten Klub Bayer Leverkusen, bei dem er in der vergangenen Saison unter Vertrag stand. Bei den Rheinländern
tte Labbadia zum Schluss viel Ärger, sein Wechsel nach Hamburg wurde von Misstönen begleitet.
Bruno Labbdia kam im Sommer als Trainer zum Hamburger SV. Er war kurz zuvor im Unfrieden von Bayer Leverkusen geschieden. Der 43 Jahre alte Darmstädter
tte Politik gegen Teile der Leverkusener Vereinsführung gemacht.
WELT ONLINE: Herr Labbadia, messen sich Samstag tatsächlich die besten Mannschaften der Liga?
Bruno Labbadia: Zum jetzigen Zeitpunkt: ja. Allgemein
t der FC Bayern die beste Mannschaft mit dem größten Potenzial. Man muss sich doch nur anschauen, was bei denen im Spiel gegen uns auf der Bank gesessen
t. Und die Bayern werden auch noch kommen, Qualität setzt sich durch. Aber jetzt sind wir und Leverkusen oben. Und zwar zu Recht.
WELT ONLINE: Es spielen nicht nur Erster gegen Zweiter, sondern auch Labbadia gegen seinen Ex-Klub.
Labbadia: Ich finde es optimal, dass wir uns in dieser Tabellenkonstellation wieder treffen. Leverkusen
t mir nach meinen Stationen in der Oberliga, Regionalliga und Zweiten Liga die Chance gegeben, in der Bundesliga Trainer zu werden. Ich
be dort ein sehr
es Jahr verbracht. Ich möchte diese Zeit nicht missen. Wir
ben uns entscheiden, dass wir auseinander gehen und können damit leben. Jetzt sehen wir uns wieder und ich freue mich darauf.
WELT ONLINE: Am Ende gab es aber Knatsch. Ihre Mannschaft stürzte aus den Europokalrängen und Ihre Vorgesetzten ärgerte das kritische Interview, das Sie vorm Pokalfinale gaben.
Labbadia: Dass wir dieses Finale nicht gewonnen
ben, tut mir immer noch weh. Für meine Aussagen im Vorfeld
tte ich meine Gründe und ich kann akzeptieren, dass manche Leute den Zeitpunkt für diskutabel hielten. Ansonsten brauche ich auf diese Zeit aber nicht mehr zurückzublicken. Ich
be in Leverkusen nichts mehr aufzuarbeiten. Das Verhältnis zu Rudi Völler ist sehr
und ich schulde ihm nur noch eines: ein
es Abendessen mit seiner Familie. Das
be ich ihm versprochen. Ansonsten bin ich jetzt Trainer des
, und zwar ein sehr licher.
WELT ONLINE: Am Sonntag sind Sie es seit 100 Tagen. Zeit für eine erste Bilanz.
Labbadia: Ich kann kaum glauben, dass es erst 100 Tage sind. Das fühlt sich viel länger an, wie drei Jahre.
WELT ONLINE: Überrascht es Sie, dass Sie mit dem
Zweiter sind?
Labbadia: Angesichts der kürzesten Vorbereitung aller Klubs ist es schon bemerkenswert, dass wir so
dastehen. In der Bundesliga
ben wir 20 Punkte aus acht Spielen geholt, das ist optimal. Und: Wir
ben diese Erfolge mit Offensivfußball errungen und die meisten Tore aller Vereine geschossen.
WELT ONLINE: Tiefpunkte gab es auch schon: Im Pokal
t Ihre Mannschaft versagt und ist beim Drittligaklub Osnabrück rausgeflogen. Im Europacup verlor der
0:3 bei Rapid Wien.
Labbadia: In der Pokalniederlage sehe ich den bislang einzigen Makel. Sie war unnötig. In Wien waren wir nicht clever. Wichtig war für mich aber zu sehen, dass die Mannschaft auf diese Spiele sofort reagiert
t. Im Spiel nach dem Pokalaus
ben wir Bayern München besiegt. Wir
ben also nicht nur Rückschläge erlitten, sondern sie auch weggesteckt. Das ist positiv.
WELT ONLINE: Ihre
e Serie aufrechtzuerhalten wird wahrscheinlich schwierig. Nach Paolo Guerreros Kreuzbandriss
t sich nun auch Mladen Petric schwer verletzt. Damit fällt Ihr Nummer-eins-Sturm über Monate aus.
Labbadia: Schon Guerreros Ausfall war ein sehr großer Schlag für uns. Nicht nur die Schwere der Verletzung, sondern auch der Zeitpunkt war dramatisch. Es geschah vier Tage nach Schließung der Transferliste, sodass wir nicht mehr nachkaufen konnten. Mehr Unglück kann es kaum geben, dachte ich. Jetzt weiß ich es besser. Petric fällt bis Weihnachten mit einer Verletzung an einer Sehne aus, von der ich noch nie etwas gehört
tte. Nach dieser Nachricht
ben wir uns einen Schocktag zugestanden, so etwas muss man erst mal verdauen. Doch jetzt werden wir die Ärmel hochkrempeln und noch enger zusammenrücken.
WELT ONLINE: Kann der
diese Verluste kompensieren, oder droht der Absturz?
Labbadia: Solche Gedanken mache ich mir nicht. Richtig ist, dass die Situation nicht einfach und die Zeit bis zur Winterpause noch lang ist. Wir reden hier ja über zwei Topstürmer. Solche Ausfälle können dich viele Punkte kosten, die dann am Ende ausmachen, ob du Dritter, Fünfter oder Siebter wirst. Aber ich bin nicht bereit, jetzt schon zu sagen, dass wir irgendetwas abschenken. Jammern nützt nichts. Ich sehe diese Situation als Prüfung, der wir uns alle stellen müssen.
WELT ONLINE: Mit welchen Mitteln wollen Sie diese Prüfung bewältigen?
Labbadia: Um unsere glänzende Ausgangsposition zu verteidigen, müssen wir nun alle zusammenrücken: im Kader, im Verein, in der ganzen Stadt. Jetzt brauchen wir Patriotismus und bedingungslose Unterstützung. Die fordere ich von unseren Anhängern auch ganz klar ein. Wenn ich an den Sieg gegen die Bayern denke, bekomme ich jetzt noch Gänsehaut. Da sind wir auf der Felge gelaufen, doch die Fans
ben uns getragen. Diese Stimmung brauchen wir jetzt umso dringender.?
WELT ONLINE: Fürchten Sie, dass es anders kommen könnte?
Labbadia: Wir
ben die Messlatte schon sehr hoch gelegt und in jedem Heimspiel drei, vier oder fünf Tore geschossen. Als wir Köln 3:1 besiegt
tten, hieß es danach: Ach, nur drei Tore. Köln
t wenig später 0:0 in München gespielt. Ich möchte die Leute darauf einschwören, uns weiter zu helfen, auch wenn demnächst mal ein einfacher Pass nicht ankommt. Das
t sich die Mannschaft mit ihren bisherigen Auftritten verdient.?
WELT ONLINE: Einen arbeitslosen Spieler wie Ebi Smolarek dürften Sie trotz geschlossenem Transfermarkt einstellen. Dennoch
ben Sie ihn weggeschickt.
Labbadia: Für mich als Trainer wäre es doch das Einfachste zu sagen, dass wir solch einen Stürmer holen müssen. Schon damit wir einen Mann mehr
ben. So denke ich aber nicht. Ich überlege mir, ob das Ganze wirklich passt. Hilft mir ein Spieler wirklich kurzfristig, der seit Monaten nicht mit einer Mannschaft trainiert
t und der die Laufwege seiner Mitspieler nicht kennt? Ich bin zu einem anderen Schluss gekommen.
WELT ONLINE: Wie schätzen Sie die Lage beim Gegner ein? Auch Leverkusen
tte ja am Ende der Vorsaison
e Platzierungen verschenkt.
Labbadia: Leverkusen wird so etwas nicht mehr passieren, weil die Mannschaft eine logische Entwicklung durchläuft. Bayer ist zweimal in Folge mit einer jungen Mannschaft angetreten, die auf höchstem Niveau nicht konstant genug war. Aber diese Mannschaft ist gewachsen und weiter verstärkt worden. Leverkusen
t einen Plan, verfolgt ihn konsequent und wird deshalb bis zum Schluss oben dabeibleiben.
Quelle: Welt.de Online