15.11.2009EXKLUSIV-INTERVIEW
"Van der Vaart? Das ist im Moment überhaupt kein Thema!"
Joris Mathijsen (29) über einen neuen Stürmer, seinen Traumverein und McDonald's
VON SIMON BRAASCH, FLORIAN REBIEN

Vor
drei Jahren wechselte Joris Mathijsen vom AZ Alkmaar zum
. Kaum ein Spiel
t der Niederländer seitdem verpasst. Der Abwehrchef gilt als Vorzeigeprofi auf und auch abseits des Platzes. Die MOPO traf ihn zum großen Exklusiv-Interview.
MOPO: Nach und nach verabschieden sich Ihre
-Kollegen ins Lazarett. Sie aber sind nie verletzt - gibt es dafür irgendeine Erklärung?
Mathijsen: Ich finde das selbst auch unglaublich. Das
t sicher auch mit Glück zu tun. Vielleicht
be ich auch einfach nur
e Gene.
MOPO: Waren Sie schon immer so fit?
Mathijsen: Ich bin seit meinem 18. Lebensjahr Profi und
tte eine schwere Verletzung. 2005, da spielte ich noch in Alkmaar. Ein Riss der Patellasehne. Neun Monate Pause wurden mir prognostiziert, nach sechs Monaten war ich wieder da. Leider
be ich dadurch meine bis jetzt einzige Chance verpasst, mal gegen Deutschland zu spielen. Aber seitdem
be ich kein einziges Pflichtspiel wegen einer Verletzung verpasst.
MOPO: Was machen Sie anders als Ihre Kollegen?
Mathijsen: Ich glaube nichts. Vielleicht ist es ja auch normal, dass Stürmer öfter verletzt sind als Verteidiger.
MOPO: Kein Geheimrezept?
Mathijsen: Warum? Was ich mache, machen andere auch. Glaube ich zumindest. Ich schlafe viel. Ab zwei Tage vor dem Spiel bin ich um 22 Uhr im Bett und stehe um sieben Uhr wieder auf. Ich ernähre mich bewusst, gehe aber auch mal zu McDonalds. Und wenn ich mal keine Lust auf Nudeln
be, esse ich sie auch nicht. Klingt doch ganz normal, oder?
MOPO: Obwohl Sie jedes Mal spielen, stehen andere mehr im Mittelpunkt. Meiden Sie das Rampenlicht bewusst?
Mathijsen: Ich war einmal in Holland in einer Talk-Runde, so ähnlich wie der Doppelpass in Deutschland. Das eine Mal
t gereicht. War nicht so mein Ding. Ich bin nicht so der Typ für Glanz und Glamour. Das weiß ich.
MOPO: Aber Sie sind Stammspieler beim
und in einer der besten Nationalmannschaften der Welt.
Mathijsen: Aber ich bin Verteidiger. Für viele Dinge bin ich nicht interessant. Für die Werbung zum Beispiel. Aber es stört mich nicht. Ich gebe lieber hundert Prozent für den Verein.
MOPO: Sie finden Verteidiger langweilig?
Mathijsen: In Holland sehen das viele so. In Deutschland ist das anders.
MOPO: Was ist hier anders?
Mathijsen: In meiner Heimat wird erwartet, dass du als Verteidiger fünf, sechs Mal pro Spiel tolle Pässe spielst. Das ist
st wichtiger, als 90 Minuten deinen Gegenspieler auszuschalten. In Deutschland aber geht es darum, zu verteidigen und kein Gegentor zu kassieren.
MOPO: Dennoch waren Sie auch immer für Vereine aus anderen Ländern interessant. Den
verlassen wollten Sie noch nie.
Mathijsen: Ich
be meinen Vertrag hier doch nicht umsonst vorzeitig bis 2012 verlängert. Ich bin sehr froh hier. Der ganze Verein, die Stadt, wir alle fiebern einem Titelgewinn entgegen. Das ist doch eine Aufgabe. Und ich
be noch immer eine Maxime: Ich will mich jeden Tag verbessern. Jeden einzelnen.
MOPO: Gibt es keine reizvolle Alternative zum
?
Mathijsen: Natürlich gibt es Traumvereine. So was wie Barça oder ManU. Wenn die kommen, kannst du nicht nein sagen. Jedes Jahr Champions League zu spielen, das wäre schon toll. Aber es sind verdammt wenige Vereine die in Frage kämen. Tottenham oder Valencia, so was interessiert mich nicht. Dafür ist der
zu groß.
MOPO: Und wenn keiner der ganz großen Klubs kommt?
Mathijsen: Dann ist das doch auch schön. Vielleicht spiele ich ja noch mit 35 beim
. Dann könnte ich am Ende meiner Karriere sagen, dass ich neun Jahre bei einem absoluten Top-Verein gespielt
be. Das ist doch toll!
MOPO: Sie können sich vorstellen, Ihre Karriere beim
zu beenden?
Mathijsen: Ja, das kann ich mir sehr
vorstellen.
MOPO: Zurzeit sind Sie wieder auf Länderspielreise. Gibt es zu viele dieser Termine?
Mathijsen: Das ist ein schweres Thema. Ich
be jedes Mal eine Gänsehaut, wenn ich unten auf dem Rasen unsere Nationalhymne höre. Aber in Zukunft wäre eine Vor-Qualifikation für Turniere nicht schlecht. Dann
st du weniger Spiele und bist öfter bei deinem Verein. Und der Verein bezahlt dich ja, es wäre also nur
ir.
MOPO: Unterhalten Sie sich beim Nationalteam auch mit Rafael van der Vaart über den
?
Mathijsen: Natürlich!
MOPO: Gibt es eine Chance auf seine Rückkehr?
Mathijsen: Es gibt immer für alles eine Chance. Aber im Moment ist das überhaupt kein Thema. Es wird immer spekuliert. Ich denke, wenn überhaupt, passiert ohnehin alles im Hintergrund.
MOPO: Was ist mit Klaas-Jan Huntelaar?
Mathijsen (lacht): Ich kann doch nicht alles verraten.
MOPO: Aber ein wenig.
Mathijsen: Ich mache bei ihm Werbung für den
. Aber im Moment ist das wohl eher unrealistisch.
MOPO: Gemeinsam mit Ihren Kollegen
hren Sie zur WM. Was sind Ihre Ziele?
Mathijsen: Wir
ben eine eingespielte Mannschaft und müssen vor niemandem Angst
ben. Aber es gehört auch Glück dazu, den großen Wurf zu schaffen. Bei den letzten Turnieren
tten wir zwei Todesgruppen in der Vorrunde. Und in den K.o.-Spielen
t uns dann etwas gefehlt, was zum Beispiel Deutschland auszeichnet.
MOPO: Was?
Mathijsen: Nicht nur zu gewinnen, wenn du
spielst. Sondern auch mal schlechter zu spielen und trotzdem zu gewinnen. Das ist eine Qualität, die uns Holländern zuletzt fehlte. Wir können jede Mannschaft schlagen. Aber bislang auch nur an
en Tagen.
MOPO: Sollten Sie bei der WM weit kommen, wären Sie erneut sehr lange unterwegs. Schmerzt das einen Familienmenschen wie Sie?
Mathijsen: Bei einer WM ist das schon okay. Weil du eine große Chance
st, Unglaubliches zu erreichen. Aber manchmal ist es schwer.
MOPO: Welche Situationen meinen Sie?
Mathijsen: So grundsätzliche Dinge. Mein Kumpel heiratet und ich kann nicht hin. Meine Oma wird 80 aber ich
be keine Zeit, zu ihr zu
hren. Das sind Momente, in denen es sehr schmerzt. Aber ich will nicht klagen. Das geht vielleicht noch sechs, sieben Jahre so. Und dann normalisiert sich vieles.
MOPO: Welcher Tag wäre für Joris Mathijsen der perfekte Tag?
Mathijsen: Hhmm.
MOPO: Es müsste nichts mit Fußball zu tun
ben.
Mathijsen: Aber vielleicht ja doch? Wir
ben doch im Mai das Europa-League-Finale in Hamburg. Es ist das Ziel unserer ganzen Mannschaft, dieses Finale zu erreichen. Wir wollen es! Das wäre ein perfekter Tag.
Quelle: Hamburger Morgenpost