GSC 08
Bestechungsversuch bei GSC-Torwart Lars Möhlenbrock
19.11.2009
Von Frank Saigge
Es scheint eher eine Szene aus einem schlechten Film zu sein, das, was sich am Mittwochabend im Osterfeldstadion abspielt: Eine dubiose Gestalt spricht GSC-Torwart Lars Möhlenbrock an und verspricht ihm Geld für den Fall, dass er dazu beiträgt, das nächste Punktspiel zu verlieren.
„Der war merkwürdig, lungerte die ganze Zeit da rum“, meint Andreas Bertram vom Fanclub Blue Eagles, Zaungast beim Training. „Dick, nicht besonders groß, und er hatte so eine murkelige Trainingsanzugsjacke an. Den hatte noch nie jemand gesehen.“
Gleich zweimal trat jener „Markus aus Bremen“ – so stellte er sich jedenfalls vor – an Möhlenbrock heran, bot ihm 750 Euro im Voraus und 750 Euro hinterher für den Fall, dass der GSC am Samstag sein Regionalliga-Heimspiel in Braunschweig gegen den Vorletzten SV Wilhelmshaven verliert.
„Er hat mich mit Lars angesprochen und gefragt, ob ich schnell etwas Geld verdienen will“, erinnert sich Möhlenbrock an den Moment, als er den Trainingsplatz verließ und in die Kabine gehen wollte. „Ich habe ihm gesagt, er soll abhauen.“ Das hinderte den ungebetenen Besucher aber nicht, den Torwart auf dem Gang von den Kabinen ins Vereinsheim noch einmal anzusprechen. „Kein Akzent, normales Deutsch“, wie Möhlenbrock sagt.
Der sichtlich konsternierte Torwart informierte Trainer Goran Barjaktarevic, dem der Mann auch schon aufgefallen war. „Ich hatte gedacht, er hätte irgendwie mit dem Jungen aus Berlin zu tun, den wir am Mittwochabend zum Probetraining da hatten“, sagt der Trainer. Er habe gesehen, wie er mit dem Berater des Kandidaten gesprochen habe.
Als er Möhlenbrocks Worte hörte, informierte er umgehend die Polizei in Goslar und Staffelleiter Wilfried Riemer in Berlin. Dann habe er versucht, den schon im Auto sitzenden Mann zur Rede zu stellen. Daraufhin habe der das Weite gesucht, doch konnte das Kennzeichen, offenbar von einem Mietwagen, an die Polizei übermittelt werden.
Deren Sprecher Michael Ahrens bestätigte den generellen Sachverhalt. Es sei Anzeige erstattet worden, so dass jetzt ein Ermittlungsverfahren in Gang kommt. Das Delikt müsse man ohne Kenntnis der Hintergründe wohl zunächst unter „sonstige weitere Betrugsarten“ verbuchen.
Aber auch an anderen Rädern wurde umgehend gedreht. Riemer, Spielleiter beim Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV), leitete am Donnerstagvormittag eine entsprechende Meldung an den Deutschen Fußballbund (DFB) weiter, der für die Regionalligen verantwortlich ist. Der beim DFB für die Regionalliga zuständige Mitarbeiter Sascha Doe-ther teilte auf Anfrage mit, dass er den Kontrollausschuss informiert habe und dass dem Vorfall auf jeden Fall nachgegangen werde. „Wir nehmen das nicht auf die leichte Schulter und werden Kontakt mit der zuständigen Polizei aufnehmen.“ In jedem Fall stehe die Partie am Samstag in Braunschweig durch eine Spielaufsicht unter besonderer Beobachtung.
Mit Spekulationen über die Hintergründe dieses doch sehr plumpen Vorgehens hielten sich alle Beteiligten zurück, doch ist am wahrscheinlichsten der Versuch einer möglichen Wettmanipulation. „Dass von Wilhelmshavener Seite etwas gelaufen ist, glaube ich nicht“, sagt Barjaktarevic, der SVW-Manager Ivica Jozic über den Vorfall informiert hat. „Der hat sofort gesagt, unbedingt die Polizei einschalten.“
Quelle: goslarsche.de