Im zehnten Heimspiel feierten die Hamburger den neunten Sieg
HSV: Die Festung Volkspark hielt
Nach dem 2:0 gegen Arminia Bielefeld durch Tore von Piotr Trochowski und Paolo Guerrero beträgt der Rückstand zu Platz eins nur noch einen Punkt.
Die beiden Matchwinner am von Sonntag Abend: Während Piotr Trochowski mit einem Freistoß zur Führung gegen Bielefeld traf, erzielte der Peruaner Paolo Guerrero mit seinem fünften Saisontreffer das 2:0 und lässt den HSV nach ganz oben greifen.
Die Helden waren müde. Nach dem mühevollen 2:0-Arbeitssieg gegen Arminia Bielefeld setzten sich die HSV-Profis nicht lange auf den Rasen, um zu feiern, sie applaudierten ihren Fans und trotteten langsam in die Kabine. Der HSV hatte erneut seine beeindruckende Heimstärke gezeigt und sich Platz drei erobert - aber ein berauschendes Fußballfest gab es diesmal nicht im Volkspark. Im Gegenteil, oft wurden die Nerven der Fans strapaziert, weil sich die Hamburger gegen den unbequemen Gegner lange schwertaten. Launisches und wohl auch nicht ganz ernst gemeintes Fazit von Klub-Boss Bernd Hoffmann: "Aus solchem Holz sind Meister geschnitzt." Deutsche Fußballmeister?
Schon das ehemalige Aufsichtsratsmitglied Willi Schulz hatte im Verlauf der Hinrunde über den HSV befunden: "Es läuft alles prächtig, denn wir gewinnen auch die schlechten Spiele. Was soll erst werden, wenn wir auch alle guten gewinnen?" So wie gegen den FC Bayern, 14 Tage vor dem Bielefeld-Spiel. Diesmal knüpfte der HSV anfangs dort an, wo er in Karlsruhe aufgehört hatte: zu wenig Tempo, kein Druck, kaum Ideen, wenig Torgefahr. Wenn der Ball tatsächlich einmal über vier, fünf Stationen lief, dann vor dem HSV-Strafraum: Guy Demel zu Michael Gravgaard, der zu Joris Mathijsen, weiter zu Dennis Aogo - und zur Not wanderte die Kugel eben auch mal in umgekehrter Reihenfolge wieder zurück. So richtig prickelnd war das nicht, es gab manch langweilige Phase in dieser Partie. Was allerdings auch an der defensiven und teilweise auch destruktiven Einstellung der abstiegsgefährdeten Arminen lag. Die Bielefelder verließen sich auf die Norwegen-Taktik (1:0 gegen Deutschland), sie igelten sich mit elf Mann in der eigenen Hälfte ein und lauerten auf Konter. Einige davon gab es zwar, allerdings war der HSV über 90 Minuten die deutlich tonangebende Mannschaft.
"Ich bin sehr froh, dass wir wieder da oben sind und nicht, wie letzte Woche, die Punkte verschenkt haben", resümierte HSV-Trainer Martin Jol. Sein Bielefelder Kollege Michael Frontzeck befand: "Wir können mit den Klubs aus der Spitze nur dann mithalten, wenn wir uns keine Fehler leisten, aber leider haben wir uns einige geleistet." Der HSV war auf diesem Gebiet, anders als noch beim KSC, sparsamer, deswegen ging der neunte Heimsieg auch absolut in Ordnung. "Wir waren zwar dominant, aber trotzdem war es kein souveränes Spiel von uns. Beim 1:0 hatten wir ein wenig Glück, dann hat uns beim Elfmeter für Bielefeld die Klasse von Frank Rost vor dem 1:1 bewahrt", gab HSV-Trainer Jol zu. Und der Niederländer ergänzte: "Wenn wir vorne zielstrebiger gespielt hätten, hätten wir aber sicher das eine oder andere Tor noch mehr machen können." Immerhin war der zweite Treffer durch Guerrero eine Augenweide.
Zu Hause bleibt der HSV eine Macht. Lediglich gegen Schalke 04 (am 19. Oktober) gab es mit dem 1:1 keinen Dreier. Ansonsten wurde alles gewonnen - der Bestwert der Liga. Auffällig dabei: Nur zweimal gab es einen Sieg mit einer Zwei-Tore-Differenz: Diesmal gegen Bielefeld, dazu noch das 2:0 gegen Stuttgart. Ansonsten waren die Ergebnisse knapp. 2:1-Erfolge gab es gegen den KSC, Dortmund und Werder, jeweils 1:0 hieß es gegen Gladbach, Frankfurt und Bayern, nur einmal konnten die Fans drei HSV-Tore feiern (3:2 gegen Leverkusen). "Und zu Hause haben wir ja noch die Spiele gegen Hoffenheim und Hertha", befand Hoffmann vielsagend. Also doch Meister?
Quelle:Hamburger Abendblatt