Zweite Niederlage in Folge für die Rothosen
4:1! Gladbach blamiert den HSV
Sie wollten schon den Balkon des Hamburger Rathauses reservieren – das können sich die Hamburger nun vorerst sparen. Nach erschreckender Vorstellung unterlag die Jol-Elf in Gladbach deutlich und hat in dieser Form mit der Titelvergabe in der Fußball-Bundesliga nichts zu tun. Keine Ideen, keine Entschlossenheit, kaum Torchancen – derart pomadig hat sich der HSV in dieser Saison noch nie präsentiert und rutscht in der Tabelle auf Platz fünf ab.
Collin Benjamin saß beim HSV überraschend nur auf der Bank, dafür agierte Mickael Tavares im defensiven Mittelfeld. Jerome Boateng kehrte nach seiner Sperre zurück und spielte auf der Rechtsverteidiger-Position. Piotr Trochowski stand nach seiner Pause ebenfalls in der Startelf. Bei den Gästen musste Patrick Paauwe dem wiedergenesenen Tomas Galasek im defensiven Mittelfeld weichen. Rob Friend, vor dem HSV-Trainer Martin Jol höchsten Respekt bekundet hatte, stand trotz Rückenproblemen in der Gladbacher Startformation. Und das sollte sich auszahlen.
Der HSV begann verhalten, einzig Angreifer Ivica Olic sorgte mit seiner Schnelligkeit ab und zu für Unruhe in der Gladbacher Hälfte. Doch zwingend waren seine Aktionen nicht – dafür zeigten die Gladbacher ungewohnte Effizienz: Mit der ersten richtigen Möglichkeit erzielte besagter Friend die Führung (24.), nachdem der agile Marco Marin seinem Gegenspieler Boateng entwischte und den Angreifer der Hausherren mustergültig in Szene setzte. Endlich wachten die Hamburger auf und erzielten prompt den Ausgleich. Nach einer Ecke gelangte Trochowski in Schussposition, doch der traf den Ball nicht voll und so landete das Spielgerät bei Mladen Petric, der aus kurzer Entfernung sehr cool vollstreckte (29.). Doch die erhoffte Souveränität stellte sich bei den Gästen weiterhin nicht ein. Die 57 Prozent Ballbesitz für Gladbach in Hälfte eins sagten viel aus.
Und so fiel der nächste Gladbacher Treffer nicht überraschend: Ausgangspunkt war kurz vor der Pause erneut Marin, den Boateng nie in den Griff bekam. Über Alexander Baumjohann gelangte der Ball zu Tobias Levels, der zunächst noch an Torwart Frank Rost scheiterte, im zweiten Versuch dann jedoch erfolgreich war. Eine sehr enttäuschende erste Hälfte aus Hamburger Sicht – so hat die Jol-Elf ganz oben in der Tabelle nichts zu suchen. Doch wer nach der Pause mit einem Sturmlauf des HSV rechnete, wurde enttäuscht. Wieder nahm die Borussia sofort das Heft in die Hand und nur Schlussmann Rost sorgte für positive Akzente: Er lenkte einen Schuss von Filip Daems an den Pfosten (48.). Hamburg war nun völlig von der Rolle, die Zuordnung stimmte überhaupt nicht mehr. Beim dritten Gladbacher Treffer standen nach einer Daems-Flanke gleich drei Gladbacher frei. Roel Brouwers nutzte die Gunst der Stunde und überwand Rost zum 3:1. Dieser HSV will um den Titel mitspielen? So auf jeden Fall nicht.
Die Gastgeber waren auch in der Folge das tonangebene Team. Dem HSV fehlten die Ideen und waren überhaupt nicht in der Lage, Druck aufzubauen. Und es kam noch schlimmer: Nach indiskutablem Zweikampfverhalten von Mathijsen konnte Karim Matmour leicht und locker in den Strafraum eindringen, wo er abschließend gefoult worden sein soll – harte Entscheidung, aber die Hamburger Abwehr war an dieser Situation selbst schuld. Marin verwandelte den Strafstoß sicher (64.).
Der konfuse HSV war bedient und nahm die Niederlage hin. Auch Trainer Martin Jol wollte mit dem Wechsel von Benjamin für David Jarolim nur noch eine größere Blamage verhindern. "Wir haben gut angefangen, aber Gladbach hat seine ersten beiden Chancen verwertet. Das dritte Tor war ein Knacks für uns. Die ganze Mannschaft hat Fehler gemacht. Wir schlagen uns ab und zu selber. Ich muss die Mannschaft jetzt wieder aufbauen,“ sagte der Coach. Sein Gegenüber Hans Meyer war indes angetan von seiner Mannschaft: „Wir haben sehr nervös begonnen, aber wir haben an uns geglaubt und zugelegt. Der Sieg ist eine wunderschöne Sache, auch wenn das 4:1 ein wenig zu hoch ist. Wenn man die Ergebnisse der anderen Mannschaften sieht, hat es heute richtig gepasst.“ In der Tabelle rutschten die Hamburger nach dem 1:4 auf Platz fünf ab.
fh
Aktualisiert am 8. März 2009 um 20:05
Quelle: Hamburger Abendblatt