Uefa-Cup-Aus
Der Ärger um ein gestohlenes Tor
Von Dieter Matz und Kai Schiller 9. Mai 2009, 03:53 Uhr
Trainer Martin Jol haderte mit dem belgischen Schiedsrichter. Olic ist verletzt, Demel und Silva fallen Sonntag gegen Bremen aus.
Hamburg
Am Tag danach leckte der HSV seine Wunden. Als die Sprache noch einmal auf die 78. Minute des Uefa-Cup-Halbfinals gegen Werder Bremen kam, hielt HSV-Trainer Martin Jol kurz inne, holte tief Luft und sagte in seiner bekannt ruhigen Art: "Wenn der Belgier da etwas anderes gesehen hätte, nämlich das, was wir alle gesehen hatten, würden wir hier jetzt in großer Euphorie stehen."
Was war passiert? HSV- und Werder-Spieler rangelten in jener 78. Minute vor der Ausführung eines Eckstoßes. Sie rangelten so, wie eigentlich inzwischen immer vor einem Eckstoß in allen Strafräumen der Welt gerangelt wird. Ivica Olic und der Bremer Frank Baumann hielten sich, schubsten sich, versperrten sich gegenseitig den Weg. Als der Ball dann zur Mitte flog, köpfte ihn HSV-Profi Michael Gravgaard ins Werder-Tor. Das 2:2? Als der Ball ins Netz flog, fanden sich Olic und Baumann am Boden wieder. Der Werder-Kapitän hatte den HSV-Stürmer zu Boden gerissen. Und Schiedsrichter Frank de Bleeckere hatte die Situation abgepfiffen. Ein Foul hatte er gesehen, aber ein Foul des HSV-Spielers. Ein fataler Irrtum des Belgiers. Dazu dann auch noch Pech für Olic, denn der Kroate verletzte sich bei diesem Duell. Als er am Freitagnachmittag zur Kernspintomografie fuhr, bestand sogar der Verdacht auf Kreuzbandriss. Dann die Entwarnung: Er zog sich nur eine schwere Knieprellung zu. Sein Einsatz am Sonntag im Auswärtsspiel bei Werder Bremen ist sehr fraglich.
Martin Jols Gedanken aber kreisten immer noch einmal um die 78. Minute, den Knackpunkt in diesem Spiel. Doch der 53-jährige Niederländer ist ein Gentleman unter seinen Trainerkollegen. Wo andere protestieren, wild am Spielfeldrand brüllen und gestikulieren, bleibt er äußerlich gelassen. Über das vermeintliche 2:2 mit dem Foul an Olic sagte er: "De Bleeckere ist ein guter Mann, aber in dieser Situation hat er nicht aufgepasst. Das war ein reguläres Tor."
Jol, der Eisblock. Seine Stimme erhebt sich nicht, sein Gesicht wird nicht rot - der Trainer hat sich nicht nur bei diesen Sätzen bestens im Griff. Seine Erklärung: "Wir haben während des Spiels gegen Bremen zwei Verwarnungen bekommen, weil wir auf der Bank zu unruhig waren. Ich finde das gar nicht gut, wenn man das Spiel so beeinflussen muss." Hitzkopf Nummer eins beim HSV ist ausgerechnet Jols Bruder Cornelis. Er hätte sicher nichts dagegen gehabt, wenn der Unparteiische in den letzten Sekunden des Spiel einen Elfmeter für den HSV gepfiffen hätte: Nacheinander wurden Frank Rost und David Jarolim von den Beinen geholt. Kommentar Martin Jol: "Ein klarer Elfmeter für uns. Da hat aber keiner protestiert. Damit meine ich nicht die Leute, die draußen sitzen ..."
Schlecht für den HSV: Neben Olic zog sich auch Guy Demel eine erneute Verletzung (Adduktoren) zu, und auch bei Alex Silva brach erneut die alte Oberschenkelzerrung auf. Sie fallen für Bremen aus. Für den Brasilianer Silva könnte es eines der letzten Spiele für den HSV gewesen sein, denn er liebäugelt mit einem Wechsel zum AC Mailand.
Quelle: Hamburger Abendblatt