Ideen und Inhalte des neuen sportlichen Konzepts[/size]
Der
t sich in den vergangenen Monaten im sportlichen Bereich neu aufgestellt. Durch eine einheitliche Philosophie sollen die Bereiche Nachwuchs, Scouting und Karrierebegleitung nachhaltig für eine verbesserte sportliche Ausbildung sorgen. hsv.de gibt einen Überblick über die neuen Ideen und die Protagonisten, die dahinter stehen.
Hamburg - „Die Art und Weise des Fußballs einer Nationalmannschaft ist das Spiegelbild der kulturellen und sozialen Verhältnisse im jeweiligen Land“, sagte einst der Fußballtrainer Carlos Alberto Parreira. Der Brasilianer sollte es wissen. Neben der Selecao coachte er vier weitere Nationen (Kuwait, VAE, Saudi Arabien und Südafrika) bei Fußball-Weltmeisterschaften. Eine Einstellung auf den kulturellen Backround seiner Spieler war für ihn stets unerlässlich. Auch der Hamburger Sport-Verein möchte ein Spiegelbild entwickeln. Keines, das nur auf kulturelle Mentalitäten aufbaut, sondern vielmehr ein Spiegelbild, das ein Resultat aus einem einheitlichen Konzept darstellt. Oder anders gesagt: Sieht man eine Leistungsmannschaft mit der Raute auf der Brust, soll diese fußballerisch für etwas stehen. „Unsere Zielsetzung ist eine klare sportliche Philosophie vom Nachwuchs bis hin zu den Profis“, erklärt Bastian Reinhardt. „Wir möchten beim eine Identität entwickeln, die es uns ermöglicht in der Zukunft noch erfolgreicher zu sein. Dazu brauchen wir ein einheitliches Denken und Handeln von der U8 bis zur Bundesligamannschaft“, so der Sportchef.
In den vergangenen Wochen und Monaten wurde mit allen Verantwortlichen in der sportlichen Führung an einem gemeinsamen Konzept gearbeitet. „Die Kernfrage lautete: Wie wollen wir Fußball spielen?“, erläutert Christofer Clemens. Der 38-Jährige ist seit dem 1. September Leiter der -Scouting-Abteilung. Zuvor war er neuneinhalb Jahre für die Firma Mastercoach als „Head of Analysis“ tätig und leitete seit der Weltmeisterschaft 2006 an der Seite Urs Siegenthalers das DFB-Team, das sich mit der Gegnervorbereitung und der Analyse der Nationalmannschaften befasste. „Unsere Scouts schauen sich jedes Wochenende Spiele auf
st allen Kontinenten an. Wir können abschätzen, wohin sich der Fußball entwickelt“, erklärt Clemens.
„Das Herz des Vereins schlägt im NWLZ“
Auf Basis aller gesammelten Informationen wurden Anforderungsprofile für alle Positionen entwickelt – zielgerichtet auf die Ausgangsfrage, sprich: Welche Fähigkeiten müssen die Spieler besitzen, die für den -Fußball benötigt werden. Erst im zweiten Schritt wurden Profile der eigenen Spieler erstellt und der aktuelle Kader bewertet. „Wir
ben uns gefragt, wer kann das schon bieten, was wir wollen und welches Potenzial liefert uns unser eigener Nachwuchs“,
sst Reinhardt die Arbeit zusammen. Clemens stellt dazu fest, dass die Bundesliga keine Insellösung sein darf. „Das Herz des Vereins schlägt im Nachwuchsleistungszentrum“.
Dort ist seit März Paul Meier damit beschäftigt, eine Bestandsaufnahme durchzuführen. Der 58-jährige Schweizer t genau wie Clemens ebenfalls lange Jahre mit Urs Siegenthaler zusammengearbeitet. Ab dem 1. November wird er offiziell die sportliche Leitung des Nachwuchsleistungszentrums übernehmen. „Der
t sehr
e Strukturen im Nachwuchs geschaffen und in den letzten Jahren eine hervorragende Entwicklung genommen. Nun geht es darum, in eine einheitliche Richtung zu gehen“, beschreibt Meier seine Ziele. Dafür wurde von der U9 bis zur U23 eine einheitliche Spielphilosophie geschaffen. Die altersübergreifende Spielauffassung genießt in dem sportlichen Konzept höchste Priorität. „Dabei geht es nicht um ein einheitliches System wie 4-4-2 oder 4-2-3-1, sondern um die Art und Weise, wie wir Fußball spielen wollen“, erklärt Reinhardt.
Diese beinhaltet beispielweise, das Spiel dominant gestalten zu wollen, dass der erste Gedanke stets in die Offensive gerichtet ist oder der erste Pass ins Zentrum gespielt werden soll. Die genauen Inhalte werden in enger Absprache zwischen der sportlichen Führung, den Trainern und der Scouting-Abteilung dabei stets überprüft und verifiziert. Das Ziel ist, die Spieler so auszubilden, dass sie den höchsten Anforderungen moderner Spielauffassung entsprechen.
„Projektspieler erhalten individuelle Einheiten“
Helfen soll dabei vor allem das computergestützte Daten-Analysesystem Amisco, das den Nachwuchstrainern in Zukunft statistische Werte zur Unterstützung ihrer Arbeit anbieten wird. Die Auswertungen, die bei den Profis das Training und die Wettkämpfe unterstützen, sollen auch bei den Juniorenteams bis zur U16 Anwendung finden. „Wir wollen die Trainer begleiten und sie bei ihrer Arbeit mit den jungen Spielern mit unseren Analysen unterstützen“, erklärt Clemens ein Puzzleteil im Gesamtkonzept. Aufbauend darauf sollen Spezialisten in den Bereichen Athletik, Technik, Koordination und Psychologie dafür sorgen, dass die individuelle Trainingsarbeit in den Jugendmannschaften intensiviert wird.
Zum Mannschaftstraining kommen dann zwei bis drei zusätzliche Einheiten pro Woche, in denen mit bestimmten Spielern sowohl an den Schwächen als auch an den Stärken (dafür wurden Stärke-Schwäche-Profile erstellt) gezielt gearbeitet werden soll. Nach den Profilen wurden in jeder Mannschaft die so genannten Projektspieler ermittelt. „Das sind die drei bis vier absoluten Topspieler jeden Jahrgangs. Jeder ist für uns ein Projekt“, verrät Meier den von ihm geprägten Begriff. Insgesamt sind es nach der ersten Einstufung rund 20.
Diese Klassifizierung ist aber nicht in Stein gemeißelt. Im Gegenteil: „Die Einteilung soll den anderen einen Leistungsanreiz geben. Wir ben jedem Spieler seine Chancen erläutert. Nur damit lässt sich die Entwicklung nach vorne treiben“, steht Meier für eine ehrliche Kommunikation. Wichtig ist ihm dabei vor allem, dass sich anstelle von Neid und Missgunst der Leistungssportgedanke etabliert. „Ich kann dem Trainer doch durch meine eigene Leistung beweisen, dass ich es verdient hätte“.
Persönlichkeitsentwicklung wird intensiviert
Thorsten Weidig (36) betreute bereits Spitzensportler in verschiedenen Sportarten.
Die am Wochenende nicht berücksichtigten Spieler ben ab sofort die Möglichkeit, sich unter Wettkampfbedingungen den Trainern zu zeigen. Am Montagabend treten seit dieser Saison die Akteure der U17 bis zur U23 gegeneinander an, die im jeweiligen Ligabetrieb nicht eingesetzt wurden oder nach einer Verletzung gerade an das Team herangeführt werden. „Diese Partie
t eine ganz eigene Dynamik“, findet Meier. Das eigens georderte Schiedsrichtergespann hebt den Wert der Begegnung zusätzlich an. Im Zuge des „Montagsspiels“ soll sich auch unter den Verantwortlichen die einheitliche Spielphilosophie verinnerlichen. Dazu sind diese, wie auch möglichst der Sportchef sowie die Scouts immer vor Ort.
In der sportlichen Ausbildung spielt in Zukunft die Persönlichkeitsentwicklung und Karrierebegleitung eine noch wichtigere Rolle. Dazu t seit dem 1. Juli Thorsten Weidig seine Arbeit aufgenommen. Der Sportpsychologe
t nach seinem Studium bereits mit Leistungssportlern im Fußball und Tischtennis gearbeitet. So wie Athletik, Taktik und Technik trainiert werden können, kann auch der Kopf trainiert werden, erklärt der 36-Jährige. Wie bleibe ich ruhig, wenn ich einen Elfmeter schieße? Wie kann ich einen Spielzug am besten antizipieren? Fragen, mit denen sich Weidig zusammen mit den Spielern in Zukunft beschäftigen wird.
Im Weiteren steht er als Ansprechpartner zur Verfügung, wenn es um Themen wie Erfolgsdruck, Bewältigung schulischer und sportlicher Herausforderungen oder Konflikte, z.B. mit den Trainern oder Mitspielern, geht. „Wer möchte, kann mit mir zusammen arbeiten“, stellt Weidig fest. Diskretion ist dabei einer der wichtigsten Elemente seiner Arbeit.
Bundesligateam als Spiegelbild der Philosophie
Für jeden sichtbar sollen in Zukunft aber die Resultate der neuen Strukturen und Philosophien sein. „Im Idealfall lassen sich unsere besten Nachwuchstalente nahtlos in den Herrenbereich integrieren“, formuliert Reinhardt das Ziel in einigen Jahren. Dass man Erfolg nie garantieren, aber die Wahrscheinlichkeit erhöhen kann, darin sehen alle Beteiligten den Reiz ihrer Arbeit. Und gerade in Zeiten, in denen die Ablösentwicklung im Bundesligageschäft oft ungeahnte Dimensionen annimmt und der diese nicht mitgehen kann bzw. will, ist eine verbesserte Nachhaltigkeit und Durchlässigkeit des eigenen Nachwuchses eine der wichtigsten Aufgaben. Und in der Weiterführung dieser Idee soll in Zukunft auch das Bild der Bundesligamannschaft diese Philosophie widerspiegeln.
Zu den Personen:
Paul Meier (58):
Absolvierte in der Schweiz die Ausbildung zum Sportlehrer. Zudem legte er die Ausbildung zum Fußballinstruktor (vergleichbar mit dem deutschen Fußballlehrer) ab und begann für den Schweizer Fußballverband als Trainerausbilder zu arbeiten. Ab 2003 bekleidete er in Liechtenstein den Posten des technischen Leiters Nachwuchs. Dabei trainierte er die U17 und U19. In den letzten Jahren arbeite er ebenfalls eng mit Urs Siegenthaler zusammen. Seit Anfang des Jahres ist er bereits im Verein tätig, ab 1.11. wird er offiziell Sportlicher Leiter des NWLZ.
Christofer Clemens (38):
Absolvierte sein Studium zum Sportlehrer an der Ruhr-Universität Bochum und der Sporthochschule in Oslo. Anschließend war er 9 Jahre bei Mastercoach „Head of Match Analysis“. Seit 2007 ist er ständiges Mitglied in der Technical Study Group (TSG) der FIFA und seit 2006 als fester Mitarbeiter in der Spielanalyse des DFB zusammen mit Urs Siegenthaler tätig. Am 1. 9. übernahm Clemens die Leitung der Scouting Abteilung.
[size=150]Thorsten Weidig (36):
Studierte in Tübingen Psychologie und Sport. Nach dem Studium betreute er fünf Jahre lang Spitzensportler und Trainer unterschiedlichster Sportarten, darunter Tischtennis und Fußball, und arbeitete an der Ruhr Universität Bochum. Seit dem 1.7. ist er für den neu geschaffenen Bereich Persönlichkeitsentwicklung und Karriereplanung verantwortlich.
Quelle: hsv.de