Erneute Niederlage gegen Bremen
HSV droht das Europa-Aus
Nach dem Aus im Uefa-Pokal muss der Hamburger SV den nächsten Rückschlag hinnehmen. Im letzten Nordderby der Saison besiegten die Bremer den Nachbarn mit 2:0. Der HSV stürzt durch die Niederlage auf Tabellenplatz sechs ab.
Ohje, HSV! Nach der 0:2-Pleite bei Werder Bremen droht das Saisonfinale des Hamburger SV zum Desaster zu werden. Hugo Almeida besiegelte mit einem Doppelpack die erneute Derbyniederlage und stürzt den HSV ins Tal der Tränen. Durch den Dortmunder Sieg (4:0 gegen Karlsruhe) rutscht die Elf von Trainer Martin Jol auf den sechsten Tabellenplatz und steht damit derzeit nicht mehr im internationalen Wettbewerb. Drei Tage nach dem Aus im Uefa-Pokal-Halbfinale beendeten die Bremer nun auch endgültig alle Meisterschaftsambitionen des Nord-Nachbarn. Um in der kommenden Saison in Europa spielen zu dürfen, muss der HSV jetzt auf Schützenhilfe hoffen. Aus der besten Spielzeit seit 1987 droht nun die Saison der verpassten Möglichkeiten zu werden.
Den ersten Schock musste der HSV dabei bereits vor dem Anpfiff verdauen: Beim Aufwärmen im mit 42.100 Zuschauern ausverkauftem Weserstadion verletzte sich Stürmer Mladen Petric. Der Kroate humpelte vom Feld und musste durch Piotr Trochowski ersetzt werden. Ivica Olic nahm nach seiner Knie-Prellung zunächst auf der Bank Platz.
Nach den bissigen Duellen im DFB-Pokal und dem Uefa-Cup ließen es beide Teams ruhig angehen. Von Rivalität und der angestrebten Revanche war in der Anfangsphase wenig zu spüren. Die erste gute Möglichkeit hatten die Bremer in der 15. Minute. Stürmer Markus Rosenberg zog aus 17 Metern halbrechter Position ab und traf den Hamburger Außenpfosten. Gefahr entwickelten die Hamburger erstmals in der 22. Minute, doch nach schönem Pass von Kapitän David Jarolim stand Paolo Guerrero im Abseits. Nur zwei Minuten später die Riesenchance zur HSV-Führung: Guerrero sah den völlig freistehenden Piotr Trochowski, doch sein Schuss aus neun Metern wurde abgefälscht und landete neben dem Tor des schon geschlagenen Werder-Schlussmanns Tim Wiese.
Besser machte es wieder einmal Werder! Hugo Almeida leitete mit einem langen Ball auf Markus Rosenberg einen Konter ein. Der Schwede sprintete Mickael Gravgaard davon und legte quer auf Almeida, der nur noch einschieben musste. 1:0 Bremen in der 34. Minute – der HSV erneut geschockt. In der 41. Minute hatte Paolo Guerrero die Möglichkeit zum Ausgleich, doch Tim Wiese parierte überragend. Der Peruaner war am Fünfmeterraum zum Schuss gekommen, doch Wiese reagierte blitzschnell und wehrte den Ball zur Seite ab. Hexer Wiese ließ den HSV erneut verzweifeln und rettet Werder die Halbzeitführung. In dieser Form kommt Jogi Löw am Bremer Torhüter wohl nicht mehr vorbei.
Zur Pause führten die Bremer also durch den einzigen Treffer von Hugo Almeida. Trochowski hatte zuvor bereits die Chance zur Führung, Guerrero hätte ausgleichen können. Beim Hamburger SV machte sich die Angst breit, nun sogar die Europaliga aus den Augen zu verlieren. Angesichts der Tatsache, dass man mit einem Sieg wieder in den Meisterkampf eingreifen könnte, zeigte der HSV in der ersten Hälfte viel zu wenig Initiative.
Zur zweiten Hälfte brachte Werder-Trainer Thomas Schaaf Claudio Pizarro für den glücklosen Markus Rosenberg. Doch ein anderer Stürmer stand zunächst erneut im Blickpunkt: Hugo Almeida. Torsten Frings eroberte im Mittelfeld den Ball, passte auf Özil, der im Strafraum mustergültig den Portugiesen bediente. Hugo Almeida lenkte den Ball an Rost vorbei in die Maschen des Hamburger Tores. Das 2:0 für Werder und die Quittung für Hamburger Passivität. Der HSV präsentierte sich in der Folge völlig von der Rolle. Nur fünf Minuten später eilte Rost aus seinem Kasten heraus und versuchte gegen Claudio Pizarro zu klären. Die Bremer blieben jedoch im Ballbesitz, den Kopfball von Almeida lenkte Rost noch gerade über die Latte. Während die Bremer Fans „Oh wie ist das schön …“ anstimmten, nebelten die Hamburger Anhänger das Bremer Weserstadion mit Rauchbomben ein. Die Atmosphäre erhitzte sich.
Nur drei Minuten später wieder Bremen: Torsten Frings hatte aus 20 Metern abgezogen und Frank Rost ließ den Ball durch die Finger gleiten und klärte erst im Nachfassen. Trainer Martin Jol hatte genug gesehen. Für Piotr Trochowski kam der von Schalke ausgeliehene Albert Streit in die Partie. Durch das Weserstadion schwappte derweil bereits die La-Ola-Welle und die Bremer Spieler hatten Spaß am Kombinationsfußball. Özil flankte aus dem Fußgelenk und Hugo Almeida verfehlte mit einem Flugkopfball (64.) nur knapp seinen dritten Treffer. Der HSV bemühte sich zurück ins Spiel zu finden, doch das Bremer Angriffsspiel war an diesem Abend einfach variabler. Nach 68 Minuten erlöste Thomas Schaaf den HSV vom Schreckgespenst Almeida. Für den Mann des Tages kam Thorsten Oehrl in die Partie. Der hätte in der 81. Minute sogar noch auf 3:0 erhöhen können, traf aber nur den Pfosten.
Vor 19 Tagen träumte ganz Hamburg noch von drei Titeln, jetzt das Aus im Pokal, das Aus in Europa und auch die Meisterschale wird in diesem Jahr nicht auf dem Hamburger Rathaus-Balkon landen. In den letzten drei Spielen gegen Bochum, Köln und Frankfurt muss der HSV siegen und auf die Patzer der Konkurrenz hoffen. Sportchef Dietmar Beiersdorfer sagte noch gestern: „Wir können diese Saison zur besten seit 1987 machen.“ Nun droht sie zur Saison der verpassten Chancen zu werden und am Ende könnte der HSV mit ganz leeren Händen da stehen. (nk
Quelle: Hamburger Abendblatt